Mein Arbeitskollege Charly, der hier auf bastel-radio.de kein Unbekannter mehr ist, kam mich besuchen und brachte mir ein Geschenk mit – klar, ein Röhrenradio. Zuerst das schlechte: es ist in einem bemitleidenswerten Zustand und das gute: es spielt, hat keinen Rost und ist ein SABA! Das ist doch wieder was solides, frühe 50er Jahre Qualtität aus dem Hause Saba – in die Hände gespuckt und los gehts, machen wir doch wieder ein Schmuckstück aus dem Saba Schwarzwald W2!
Ein trauriger Anblick, aber nicht für den Radiobastler! Da, wo der Originallack schon von selber verschwunden ist, spart man sich den Farbabbeizer – denke positiv!
Schnell war das Chassis ausgebaut und auf dem Reparaturständer befestigt. Schön, wenn wie hier praktiziert, das Lautsprecherkabel nur durch eine Steckverbindung mit dem Chassis verbunden ist.
An diesem alten Schätzchen sind unbedingt alle Teerbomben zu wechseln, kein einziger Kondensator wies seine Originalwerte mehr auf, viele hatten eine doppelt so hohe Kapazität. Daher mulmte es nur leise aus dem Lautsprecher, nachdem ich die Elkos formiert hatte und das Saba zum Testen vorsichtig am Trenntrafo hoch fuhr. Mit dem Chassis bin ich nun fast fertig und es spielt jetzt laut und kräftig, ich freue mich schon auf den Zusammenbau.
Man sieht, dass jemand mal eine neue Geräteschnur reingemurmelt hat, einfach ohne Zugentlastung direkt an den Netzschalter, tststs. Dagegen die Diodenbuchse wurde immerhin mit Stahlblech an das Chassis geschraubt, aber eben auch ein Loch in die Rückwand gesägt.
Bevor ich die schwach und nur bei Dunkelheit im Raume leuchtende EM4 auf eine 6E5S umsockel, werde ich versuchen, sie durch Erhöhung der Leuchtschirmspannung zu etwas mehr Leuchten zu verhelfen. Ursprünglich wird sie laut Schaltplan mit 260V versorgt, ich werde sie nun direkt an den Ladeelko klemmen, dann bekommt sie 300V!
Der originale Selengleichrichter bringt 40V zu wenig, hier werde ich auf verschleißfreien Siliziumgleichrichter umbauen und dann den benötigten Widerstand ermitteln, um die Sollspannung am Ladeelko zu erreichen.
Das Gehäuse ließ sich auf Grund des bröseligen Originallackes schnell abbeizen. Bevor man die Messingleisten poliert, sollte man unbedingt das Holz daneben abkleben, weil Abrutscher mit dem schwarzen Lappen das Holz verfärben, was sich nur schwer wieder auswaschen läßt.
An den Ecken haben sich die Zierleisten etwas ausgeleimt und nach außen gewölbt, habe sie neu verleimt. Nun habe ich mich entschieden, das Gehäuse mit Hartöl zu lackieren. Ich rechne mit 10 Auftragungen, wenn das Gehäuse schön glänzen soll.
Ich stelle das frisch lackierte Gehäuse auf die Heizung, so kann man nach 24h Trockenzeit direkt mit dem Anschleifen und dem erneuten Auftragen weitermachen.
Das Holz nimmt immer noch unterschiedlich das Hartöl auf. Vor jedem Auftrag (mit einem Ballen) schleife ich die Oberfläche kurz mit 1000er Stahlwolle an.
Ich benutze Das Hartöl von Clou und ich habe mir kleine Schwämmchen gekauft, damit trage ich das Hartöl dünn auf. Trägt man es zu dick auf, dann härtet es ewig nicht durch. Man sollte also keine „Pfützen“ stehen lassen, immer alles dünn und gleichmäßig verteilen.
Langsam stellt sich nun eine Sättigung des Holzes ein, es zieht jetzt kaum mehr Hartöl in das Holz ein, die Oberfläche wird nun dicker. Somit stellt sich langsam der Glanz ein.
Zum Auftragen benutze ich diese weißen weichen Haushaltsschwämme, vorher raue ich die Oberfläche mit diesen braunen topfkratzerähnlichen Kunststoffgeweben an. Dann muss der Staub abgewaschen werden und dann kommt die nächste Schicht Clou® Hartöl drauf.
Nach dem 12. Hartölauftrag habe ich es nun endlich zusammengebaut. Es hat einen erstaunlich guten und dynamischen Klang, auch der Höhenanteil ist ausreichend. Leider ist die Schallwand nach der Reinigung fleckig geworden, da muß ich unbedingt nachbessern! Werde sie mit Chlorex bleichen und versuchen, alles gleich hell zu bekommen.
Wenn das Hartöl noch ein paar Wochen gut ausgehärtet hat, werde ich es polieren und mit Schutzwachs versiegeln. Ich werde später hier posten, wie es mit dem Bleichen des Stoffes läuft.
Technische Daten:
Produktionsjahr: 1952/1953
7 Röhren: EF80, EC92, ECH81, EF85, EM4, EABC80, EL41
7 AM-Kreise + 9 FM-Kreise
2 Lautsprecher (Tiefton 22cm, und Hochtöner 11cm)
Gehäuseabmessungen: 57 x 36 x 23,5 cm (BHT), 15.4 kg
Originalpreis damals 378.- DM
Hammer Teil.
Guten Abend allerseits,
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bei Arbeiten an einem Rundfunkempfänger ist GRUNDSÄTZLICH und ZWINGEND der Drehkondensator EINZUDREHEN, weil sonst der Rotor-Kamm beschädigt werden kann, was nicht einfach ist, diesen wieder zu richten. Auch Schmutzpartikel oder abgeschnittene Drahtreste der neu verbauten Bauteile könnten leicht sowohl in den Rotor-Kamm als auch Stator-Kamm eindringen, was dringend zu vermeiden ist. Bei eingedrehtem Rotor verringert sich diese Gefahr um 90%; zusätzlich empfiehlt sich das Abkleben des Drehkos, um ganz sicher zu gehen.
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Diogenes