Ein Bekannter brachte mir sein Radio, er hatte es wohl einmal auf einem Trödelmarkt erworben, aber nicht einen Sender damit empfangen, es scheint wohl „ein wenig“ defekt zu sein, der kleine Emud Volks-Super U.L.M. W in der Version mit der ECH81. Abgesehen davon, dass das Emud-Werk in Ulm stand, deutet es hier in der Typenbezeichnung darauf hin, dass UKW, Langwelle und Mittelwelle empfangbar sind – und das mit insgesamt nur 3 Röhren! Faszinierend!
Beim bewegen des kleinen Radios hörte ich schon etwas poltern im Gehäuse, na das kann ja heiter werden! Nach dem Entfernen der Rückwand sah man auch schon die Überraschung: der originale Netztrafo wurde durch einen anderen viel größeren Trafo ersetzt und mit Teppichklebeband auf dem Chassis befestigt, was natürlich nicht ewig hält!
Der verwendete Trafo lieferte zwar die Heizspannung für die Röhren, hatte aber noch die nicht benötigte Wicklung für die Anodenspannung, diese wird bei diesem Emud direkt (aus der Zuleitung) von der Phase der Netzleitung gewonnen und über einen Einweggleichrichter gleichgerichtet, anschließend mit Elkos geladen und gesiebt. Der Ersatztrafo war also auch viel zu groß dimensioniert. Von den Abmessungen her könnte man einen Halogenlampentrafo verwenden, wie er bei handelsüblichen Schreibtischlampen mit 20 Watt verwendet wird. Leider ist eine Halbwellenschaltung nicht möglich, also müssen wir aus den 12V mit Hilfe eines Widerstandes auf die 6,3V Heizspannung kommen. Also geht es nun ans Berechnen des benötigten Vorwiderstandes für den Trafo unter Berücksichtigung des Strombedarfs der Röhren u. Skalenlampe:
ECL113: 600mA
ECH81: 300mA
EC92: 150mA
Skalenbirne: 300mA
macht als Gesamtlast 1.350mA bei 6,3V. Also müssen wir 5,7V hinter unserem 12V-Halogentrafo abbauen:
R: 5,7V : 1,35A = 4,2Ohm
P: 5,7V x 1,35A = 7,7W
Also wird ein 10 Watt 4,3Ohm verwendet, weil ein 4,2 Ohm nicht verfügbar ist. Wegen der Dynamik zwischen Röhrentoleranzen und stromabhängigen Schwankungen im Trafo-Magnetfeld muß der errechnete Vorwiderstand eventuell verkleinert werden. Hierzu muß dann ein Widerstand zwischen 47Ohm und 68Ohm parallel zu dem 4,3 Ohm-Widerstand geschaltet werden. Hier macht Versuch kluch – durch Probieren und Messen kann sich rangetastet werden. Die Heizspannung darf 2,5% (6,46V) im Betrieb nicht überschreiten! Zum Probieren eignet sich am besten ein Drahtpotentiometer von 100Ohm (oder größer). Nach jedem Nachregeln Spannung überwachen und 1 Minute warten, damit sich Röhren + Trafo einpendeln können. Solange wiederholen, bis 6,3V erreicht sind. An Hand der Stellung des Drahtpotis kann man es nun messen, wie viel Ohm der Parallelwiderstand haben muss.
Der originale Sicherungshalter konnte oben an die Pertinaxplatte geschraubt werden, lag er doch vorher noch neben den furchtbaren Ersatztrafo. Ein Wunder, dass keinem bisher was passiert ist!
Weiter ging es nun mit dem üblichen Ersatz der schadhaften Kondensatoren.
Endlich mal ein Tastenaggregat, bei dem man es sehr einfach bei der Reinigung hat!
Beim Vermessen der Röhren zeigten die ECL113 und die ECH81 sehr gute Werte, jedoch die EC92 war schon völlig verschlissen. Leider ist die EC92 mittlerweile sehr teuer geworden, dagegen gibt es die PC92 noch relativ „günstig“. Wir erinnern uns an Diogenes Supertipp vom 08.01.2016 hier in den Kommentaren:
Die „EC92“ bedarf einer Heizspg. v. 6,3Volt bei einer Stromaufnahme von 150mA. Die „PC92“ hingegen wird mit 3,15Volt bei 300mA betrieben. Um nun die „PC92“ anstelle der „EC92“ zu betreiben, ist der Einbau einer Universaldiode (z.B. 1N4001) erforderlich. Damit wird die Röhre mit einer Halbwelle aus 6,3Volt Wechselspg. betrieben, also exakt 3,15 Volt anteilig. Der höhere Heizstrom ist nicht kritisch. Wer in dieser Hinsich Bedenken hat, kann den nun höheren Heizstrom, der dem Netztrafo abverlangt wird, über die Anpassung der Skalenlampen wieder absenken.
An diesem Emud kommt man einwandfrei nach dem Öffnen des Tuners an die Röhrenfassung, an der man die Diode in die zuvor aufgetrennte Heizleitung einlöten kann. Natürlich muss man das dann unbedingt dann am Radio vermerken, damit keiner aus Versehen eine EC92 steckt!
Der Rest war Reinigen und Polieren, nun spielt er wieder schön. Natürlich darf man keine großen Wunder erwarten, aber erstaunlich ist es schon, mit nur 3 Röhren und übersichtlichem Schaltungsaufbau UKW zu empfangen.
Ich bedanke mich recht herzlich bei Diogenes für die wertvolle Unterstützung!
Technische Daten:
Produktionsjahr: 1953/54
3 Röhren: EC92, ECH81, ECL113
4 AM-Kreise + 5 FM-Kreise, Flankendemodulator für UKW
Gehäuseabmessungen (BHT): 415 x 285 x 190mm, 5,5kg
Hier die Schaltung und die Beschreibung aus der Funkschau 4/1953 als pdf
Hallo Tilo,
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schönen Dank für die „Laudatio“; wär‘ doch nicht nötig gewesen …
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Nun; eigentlich sind es ja FÜNF Röhren, von denen jeweils Zwei in je einen
Glaskolben gezwängt wurden. Die EC92 hat ihren eigenen „Singel-Kolben“.
Also haben wir FÜNF Röhren, verteilt auf DREI Glas-Kolben. Da sieht die
Sache technologisch schon etwas anders aus …
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Was ist denn eigentlich mit dem NETZGLEICHRICHTER geschehen ?
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Warum fehlt der BECHERELKO ?
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Wie wurde denn schließlich die NETZANPASSUNG durchgeführt ?
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Ich finde, das sollte dem interessierten Amateur noch verdeutlicht werden,
damit das Bild komplett wird.
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Insgesamt sieht das kleine Ding wieder sehr schick aus. Nach der inzwischen erfolgten Kondensatorkur und den übrigen Überholungsarbeiten kann dieses kleine Gerät durchaus auch wieder im Alltag benutzt werden. Wenn man das nicht übertreibt, wird man lange daran Freude haben können.
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Allerdings empfehle ich dringend, die Röhren im Voraus als Ersatz für die Zukunft anzuschaffen; insbesondere die „ECL113“ mit „Rimlockfassung“ sollte jetzt schon vorsichtshalber besorgt werden, und zwar als NOS (Neu), weil diese Röhre nur kurzzeitig und in kleinen Stückzahlen auf dem Markt vertreten war. Handlungsbedarf !
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Man könnte diese Röhre auch durch die „ECL81“ ersetzen, was technisch kein Problem wäre, jedoch handelt es sich bei dieser Röhre um eine „Noval-Röhre“ und man müsste die Röhrenfassung ebenfalls austauschen, was recht aufwändig ist.
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Ebenso sollte man für die „EC92“ bcw. „PC92“ Ersatz beschaffen (NOS). Hier wird es inzw. seeehr eng !
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Die „ECH81“ ist noch häufiger vertreten, aber dennoch sollte auch hierbei an die Zukunft gedacht werden. Da tut es auch eine gebrauchte Röhre mit guten Werten.
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Sollten noch Fragen aufkommen, dann …
Wie immer !
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Viele Grüße aus dem Faß !