Jeder Radiosammler kennt sie – die großen Kisten von sagenumwobenem Klang, Loblieder auf die Verarbeitung und fast schon mystischen Schilderungen über das besondere dieser Schallwandler. So auch über den Saba Freiburg 3DS, der oft als Referenz in der Klangbeurteilung herhalten muss. Klar, solche Kisten galten damals wie heute als unerschwinglich, es sei denn, man bekommt ein Angebot, dass preislich zwar kein Schnäppchen ist, sich aber trotzdem noch unterhalb der Schmerzgrenze befindet. Ich habe zwei Tage mit mir gerungen und dann wechselte der 3DS für 300.- den Besitzer, es ist ja schon ein Leckerbissen in der Sammlung!
Das Gehäuse sieht noch ganz gut aus, mehrere oberflächliche Kratzer, die sich wieder herauspolieren lassen. Der Originallack macht noch einen guten Eindruck.
Unter dem fast zentimeterdicken Staub, den ich für die Fotos schnell abgesaugt habe, kam das unberührte Chassis zum Vorschein. Leider hat es ein paar Rostflecke, um die ich mich kümmern werde, wenn es an die komplette Überholung geht.
Es ist schon beeindruckend, wie vollgestopft das Chassis aussieht. Auch die Anzahl und Aufteilung der Lautsprecher sehen interessant aus, ich freue mich schon riesig auf den Klang, wenn er fertig ist!
Technische Daten:
Produktionsjahr: 1954/1955
12 Röhren: ECC81, EC92, ECH81, EF89, EM34, EBF80, 2x EABC80, ECL80, ECC83, 2x EL84
12 Am-Kreise + 13 FM-Kreise
6 Lautsprecher, Leistung 18W
Gehäuseabmessungen (BHT): 720 x 460 x 330mm, Gewicht 22,1kg
Motorischer Sendersuchlauf mit automatischer Scharfabstimmung. MHG-Schaltung für Bandbreitenreglung bei AM, Ultralinear-Schaltung der Gegentaktendstufe, welche die Pentodeneigenschaften der EL84 in Richtung der Triodencharakteristik verschiebt. Variable Festsendertaste für MW mit separater Skala (Danke an rm.org).
Originalpreis damals 739.- DM
Hier der Schaltplan inkl. Seilplan als pdf-Download.
Läuft der 3DS wieder?
Ich konnte mir letztes Jahr einen sichern, allerdings in schlechterem Zustand und für mehr Geld, 300€ sind fantastisch günstig für dieses Gerät.
Lackieren habe ich ihn lassen, die Messingteile sind jetzt vergoldet und er läuft und klingt traumhaft nach ca. 150h Arbeit. Leider gibt es eine Kriechstrecke im Tastensatz die zeitweise dazu führt das der Empfang auf UKW leidet, da kann man nichts mehr machen. Ich mag das Gerät trotzdem sehr, nach 66 Jahren darf der auch eine Diva sein! 🙂
Danke für Ihre Internetseite die ich wirklich gerne lese!
Guten Abend Herr Jan,
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herzlichen Dank für Ihren Beitrag; sehr interessant.
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Ob Herr Tilo Graupner inzw. das Gerät hat überarbeiten können, weiß ich nicht – wir hatten darüber nicht mehr gesprochen.
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Eine echte Vergoldung der Messingteile hat den Vorteil, daß diese Teile nicht mehr korrodieren können, der Aufwand ist jedoch ziemlich hoch. Aber einer „Diva“ verwehrt man eben nichts.
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Allerdings interessiert mich, warum 150Std. an Arbeitsaufwand in das Projekt geflossen sind. Haben Sie hier den Renovierungsaufwand für das Gehäuse mit eingerechnet?
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Wie hoch war denn der Zeitaufwand an der technischen Aufbereitung? Das ist ein sehr interessanter Faktor.
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KRIECHSTRECKE: Die Trägerplatten des Tastensatzes sind aus Pertinax gefertigt. Hier können sich „Kriechstrecken“ bilden, die leitend sind (Feuchtigkeit oder Kohle).
Die Frage ist, warum der UKW-Empfang nur „zeitweise“ gestört ist. Das ist -zunächst- ungewöhnlich. Ansich müsste er permanent eingeschränkt sein.
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Wie weit haben Sie an dieser Stelle geforscht?
– Ist die Kriechstrecke sichtbar (Kohlestrecke) ?
– Ist die Strecke auch meßbar?
– Es ist nicht unbedingt gesagt, daß man da nichts mehr machen kann. Vielleich finden wir hierfür noch eine Lösung.
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Es wäre sehr nett, wenn Sie uns hierauf Antwort gäben.
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Ein gutes und erfolgreiches neues Jahr 2020 wünsche ich Ihnen,
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mit besten Grüßen,
Diogenes
Guten Abend Diogenes,
zunächst einmal danke für Ihr Interesse.
Die 150h sind geschätzt, kommen aber ganz gut hin. Als ich das Gerät bekommen hatte war der Lack stark beschädigt, eine Stelle auf der Oberseite im Furnier verbrannt (Vermutung: Zigarre) sodass ich das Gehäuse selber nicht mehr hinbekommen hätte. Ich bin ehrlich, an sowas traue ich mich nicht heran bei einem so seltenen Empfänger. Das Chassis selber bot eine gute Grundlage da rostfrei.
Nach einer Weile Suchen im Netz habe ich herausgefunden das das Forenmitglied „Lollocat“ im SABA Forum Gehäuse restauriert, zu meinem Glück hat er sich dem Gehäuse angenommen. Der Deckel wurde neu Furniert, der gesamte Lack erneuert.
Die Messingteile wollte ich zunächst selbst vergolden mit Artikeln der Firma „Tiffoo“, allerdings ist die Messingleiste um den Tastensatz zu groß hierfür. Ich habe sämtliche Messingteile an die Firma http://www.Gold-Design-Dueren.de geschickt welche das super und schnell gemacht haben.
Ein großer Aufwand war das reinigen des Gerätes, das Chassis stand eine Weile vermutlich in einem Keller, der Staub war nicht so einfach wegzubekommen und fühlte sich fettig an.
Das UKW Mischteil und beide Drehkos (AM + AM Ortssender) wurden ausgebaut und gereinigt, alle Kleinteile im Ultraschallbad. Die Drehkos saßen so fest das sich das Gerät praktisch garnicht bedienen ließ, leider hieß das das die Skalenseile auch runter müssen. (Eine Abreit die mir so garkeinen Spaß macht) Die Stange vom Variometer wurde vorsichtig vom Oxyd befreit und konserviert. Das Ganze Chassis wurde mit Zahnbürste, Wattestäbchen und Seifenwasser gereinigt was alleine einen Tag dauerte. (Auf keinen Fall an den SABA Chassis mit Spiritus arbeiten, der Lack löst sich. Ja ich spreche aus Erfahrung! Aber wer keine Fehler macht lernt auch nichts)
Für die EM34 wurde an der Rückwand ein Schalter eingebaut und zwar so das es aussieht als hätte es SABA so gemacht. Dazu wurden Blechteile zu einem Haltewinkel gebogen und auf den Trafo montiert, ein Schalter den ich bei Reichelt fand sieht aus als wäre er aus der Zeit. Dieser trennt die Heizspannung bei Bedarf zur Schonung des Auges. Da mir die Seele blutet wenn ich die Rückwand hätte bearbeiten müssen wurde sie nachgefertigt. In Zukunft soll eine Aus Acrylglas rein, damit man die Arbeit sieht.
Technisch überholt ist er natürlich, Trafos und Motoren wurden teilweise ausgebaut und schwarz lackiert, der Kern hatte Rost angesetzt. Die Mechaniken um die Motoren wurden komplett entfettet und restauriert. Bei meinem Freiburg 9 war ich nicht gründlich genug, dort stimmt das Drehgefühl vom Lautstärkeregler nicht und der Motor tut sich mit FB schwer.
Man kann sagen, jedes einmal gefettete oder geölte Teil war im 3DS verharzt.
Die Papierkondensatoren tarne ich nicht aber tausche sie durch die von F&T die es bei Jan Wuesten gibt. Die passen unauffällig unter das Chassis und zerstören das Erscheinungsbild des Empfängers nicht.
Zu allem Überfluss war dann noch ein Schluss zwischen Lautstärkemotor und Chassis, für diesen Fehler habe ich leider viel mehr Zeit gebraucht als ich zugeben möchte. Der originale Motor konnte gerettet werden.
Zur Kriechstrecke, ich konnte sie damals auf den Bereich um den Mischer eingrenzen. Der Fehler tritt allerdings sehr selten auf, damit kann ich leben. Es reicht meistens zwischen FM und AM umzuschalten damit der Empfang zurückkommt, wo genau der schlechte Kontakt liegt habe ich nicht herausgefunden, auch deshalb weil es so selten passiert. Sie kennen das sicher, auf der Werkbank läuft alles 100%tig um dann zusammengebaut Probleme zu machen. Ich muss dazu sagen auch kein Experte für Analoge Radios zu sein, mein Steckenpferd sind eher NF Verstärker. Ich weiß wie ein Super funktioniert, bin aber weit davon entfernt jeden Kniff den die Entwickler angewendet haben zu verstehen.
Leider kann ich hier kein Bild hochladen, eventuell wäre das ein Anreiz den 3DS vom Betreiber der Seite fertigzustellen. 🙂
Gruß,
Jan
Guten Tag Jan,
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herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht; beeindruckend gut formuliert !
Man hat das Gerät und die Arbeiten daran fast vor Augen…
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Momentan läßt es meine Zeit kaum zu, mich mit Berichten zu befassen, deshalb die recht späte Reaktion.
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In Kürze werde ich auf Ihren Artikel näher eingehen.
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Bis dahin, und nocheinmal mit ausdrücklichem Dank für Ihren Bericht; das begeistert auch den Betreiber dieser gemütlichen Seite -Tilo- und mich. Sie glauben ja garnicht, was für „verquaste“ Abhandlungen wir häufig zu lesen bekommen …
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Gruß
Diogenes