Mein Radio-Sammlerfreund Klaus aus Köln besuchte mich und brachte mir was tolles mit: einen Grundig 5066 , über den ich mich als Grundig-Fan wieder riesig gefreut habe! Eine Dynamik-Expanderschaltung, Gegentaktendstufe und eine großzügige Lautsprecherbestückung machten mich schon ziemlich neugierig, wie er sich denn wohl anhört? Aber zuvor natürlich erst einmal die Überholung und Bestandsaufnahme dieses Grundigschiffes!
Helleres Holz und weniger Messing läuten das Ende der 50er Jahre mit diesem Design ein, das Radio wurde 1958/59 produziert.
Auch hier läßt sich mit Ausdauer und diversen Reinigungsmitteln und Möbelauffrischern das Gehäuse ohne größere Probleme wieder ansehnlich machen, der Fleck auf der Oberseite läßt sich auspolieren.
Im Inneren unberührte Technik, alles ist noch original, kein Rost zeugt von trockener Lagerung. Nun mußte ich meinen Reparaturständer bis zur „letzten Rille“ aufschieben, damit das lange Chassis darauf passt.
Das Wunschklangregister benötigt wie gewohnt einen roten Ersatzfaden, da der originale völlig zerbröselt ist – ein 4-fach Equalizer.
Eine bunte Mischung kritischer Kondensatoren – vom Malzbonbon bis zum modern aussehenden und trotzdem schlechten Neokon – nach dem Motto „Alles muß raus!“.
Nachdem die „bösen“ Kondensatoren durch neue ersetzt wurden, ging es ans Hochfahren am Trenntrafo, um nun alle Spannungen zu messen und mit dem Schaltplan zu vergleichen. Es stellte sich heraus, dass der Gleichrichter 40 Volt zu wenig abgibt und dieses auch mit Abwärme signalisierte. Wie bei Sieb- und Ladeelko bevorzuge ich auch hier das System der Neubefüllung. Dazu schneide ich das Gehäuse des alten Gleichrichters mit dem Rohrschneider auf, räume in leer und baue einen Siliziumgleichrichter ein.
Damit die hohe Einschaltspannung etwas abgefedert wird, habe ich auf der Wechselspannungseingangsseite 4,7 Ohm eingesetzt. Da der Innenwiderstand des neuen Siliziumgleichrichters geringer als der originale Selengleichrichter ist, muss hier in die Gleichspannungsstrecke unbedingt auch ein Lastwiderstand hinter GR eingebaut werden, dessen Größe durch Probieren ermittelt wird.
Durch Probieren ermittelte ich einen Bedarf von 90 Ohm, um die geforderte Anodenspannung zu erreichen. Anschließend passte ich das Radio primärseitig an die nun herrschende Netzspannung von überwiegend 233V mit Hilfe eines Hochlastwiderstandesan, in diesem Falle werden 47Ohm benötigt, damit die Heizspannung 6,3V beträgt.
Leider stellte sich heraus, dass das originale Lautstärkenpotentiometer (2 MOhm) defekt war, beim letzten Drittel Richtung leiser gab es Unterbrechungen und Brumm. Als Ersatz fand ich nur ein lineares Poti ohne die 2 Anzapfungen, was ich nun eingebaut hatte. Da es kein logarithmisches Poti ist, ist es fast Millimetersache beim Leiserdrehen zwischen Stille und leichte Zimmerlautstärke. Vielleicht läuft mir bald das passende Potentiometer über den Weg, es läßt sich beim Grundig 5066 super wechseln.
Der tolle voluminöse Klang und die verschieden beleuchteten Anzeigemodi gefallen mir sehr. Ich habe auch eine neue 6E5S inklusive Leuchtschirm-Vorwiderstand spendiert.
In der Dynamik-Stellung zieht das Radio bei leisen Passagen den Sound etwas lauter und dynamischer, was sicherlich Geschmackssache ist.
Technische Daten:
Produktionsjahr: 1958/59
9 Röhren: ECC85, ECH81, EF89, EBF89, EM34, EABC80, ECC83, 2xEL95
8 AM-Kreise + 12 FM-Kreise, 4 Lautsprecher
Gehäuseabmessungen (BHT): 670 x 400 x 280 mm, 14,3kg
Originalpreis damals 458.- DM
Schon ein schönes Gerät;
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erstaunlich, was „Max“ u. seine Kollegen aus zwei kleinen Penthoden in Gegentaktschaltung so an Leistung und Klangvolumen herausgekitzelt haben …
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Das „Wunschklangregister“ ist übrigens bereits als „Equilizer“ zu bewerten, auch wenn
es in diesem Falle nur 4 Frequenzbereiche bedient.
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Auch die Aufbereitung ist Tilo wieder hervorragend gelungen; Hut ab !
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Nur ein kleines, jedoch wichtiges Detail muß ich bemängeln:
Die SPANNUNGSANPASSUNG !
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Hier ist die REIHENFOLGE nicht richtig gewählt:
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ZUERST muß (nach der vollst. Sanierung) die NETZSPANNUNG angepasst werden,
indem sie durch Vorwiderstände so gewählt wird, daß die Heizspg. 6,3V~ beträgt.
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Erst DANACH sollte die Anodenspg. durch entspr. Vorwiderstd. auf Sollwert gebracht
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Verdreht man die gebotene Reihenfolge, kann die Anodenspg. unzulässig abweichen.
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Die beste Lösung ist eigentlich immer, einen WECHSELSPANNUNGSSTABILISATOR zu
verwenden, wie z.B. ein Gerät aus ehemaliger DDR-Produktion namens „Konstanze“ o.ä.
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Gibts noch hier und da günstig über Auktionsplattformen …
Dann braucht man den Netztrafo nämlich gar nicht erst anpassen; wunderbar !
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Allerdings wird man um eine Anodenspannungsanpassung nach Einbau eines Siliziumgleichrichters -naturgemäß- nicht herumkommen, aber die lästige Änderung am Netztrafo (Heizspg.) entfällt.
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Sehr zu empfehlen !
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Weiterhin viel Freude an den Aufbereitungsarbeiten !
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Grüße aus dem Faß …
NACHTRAG :
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Als gutes Beispiel befindet sich grade ein „Spannungsgleichhalter“ in einer Internet-Auktion:
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Siehe hier:
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https://www.ebay.de/itm/Spannungsgleichhalter-Konstanze-II-2-UV/382429761467?hash=item590a970fbb:g:qrgAAOSwgd1avNqq
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Belastbarkeit in diesem Falle ist 200 Watt; ausreichend, um zwei – drei Radios
daran gleichzeitig zu betreiben.
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Tolle Sache !
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Die Not von einst ist das Glück von heut‘ !